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Neugier als Grundlage der Wissenschaft—ein Gespräch mit Dr. Gabrielle Corradino

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Im Schnetzer-Labor an der North Carolina State University

Dr. Gabrielle Corradino ist Ozeanografin und Biologin und sucht neue Wege zum Verständnis mit der wichtigsten - und am wenigsten untersuchten - Organismen auf unserem Planeten: Plankton. Konkret untersucht Dr. Corradino ein wenig bekanntes Plankton, die sogenannten Nanoflagellaten, um ihre Rolle in der Nahrungskette besser zu verstehen. Neben ihrer Forschungstätigkeit ist Dr. Corradino auch in der Meerespolitik aktiv. Sie ist engagierte Pädagogin, der die wissenschaftliche Kommunikation und die Weitergabe von Wissen an die kommende Generation am Herzen liegen. Ich interviewte Dr. Corradino, um mehr über ihren Weg als Wissenschaftlerin, die Rolle der Mikroskope in ihrer Arbeit und die Bedeutung der Kommunikation mit der Öffentlichkeit zu erfahren.

Joanna: Wer hat Sie inspiriert, Wissenschaftlerin zu werden?

Gabrielle: Als ich jünger war, wusste ich nicht viel über Meereswissenschaften, aber ich wusste, dass ich das Meer liebe. In der 5. Klasse lernte ich Sylvia Earle kennen, eine bekannte Meeresforscherin, die sich von der Forschung über die Politik bis hin zur Bildung mit allem beschäftigte. Sie hat mein Bild der Wissenschaft stark geprägt. Sie hat mir gezeigt, dass Wissenschaftler sich nicht isolieren können und wir andere einbeziehen müssen.

Joanna: Erinnern Sie sich daran, wie Sie das erste Mal ein Mikroskop benutzt haben?

Gabrielle: Ja! Ich war in der 6. Klasse und das erste Mal in einem naturwissenschaftlichen Labor. Wir schauten uns Teichwasser unter dem Mikroskop an; ich erinnere mich an Pantoffeltierchen und einen Schmetterlingsflügel. Es war hypnotisierend. Am Ende wurde mir übel, weil ich beim Betrachten der einzelnen Objektträger immer wieder vergrößerte und verkleinerte. Ich war so begeistert, dass ich meinen Vater bat, mir zu Weihnachten ein Reisemikroskop zu schenken.

Als ich mein Studium beendet hatte, arbeitete ich in einem Ökologielabor und untersuchte viele der gleichen Teichorganismen. Die Tätigkeit im Labor erinnerte mich an die 6. Klasse.

Joanna: Ihre Erfahrungen als Kind haben Ihre Leidenschaft deutlich geprägt. Was sollten wir tun, um mehr junge Menschen für die Naturwissenschaften zu begeistern?

Gabrielle: Das ist eine gute und wirklich wichtige Frage. Ich denke oft darüber nach - wie kann ich meine Forschung für Schüler und Studierende interessanter machen, um die nächste Generation zu inspirieren? Ich denke, dass es wichtig ist, so viele Angebote wie möglich zu machen. Wir müssen ihnen die Möglichkeit geben, Entdecker zu sein und selbst Wissenschaftler zu werden. Stellt Fragen, geht hinaus in die Natur und versucht, Antworten zu finden. Neugier ist wichtig.

Sobald jemand seiner natürlichen Neugierde, mehr wissen zu wollen, freien Lauf lässt, wird Wissenschaft zu einer viel authentischeren Erfahrung. Es ist dann nicht nur eine Hausaufgabe, es ist nicht nur etwas, das sie für die Schule machen. Es ist etwas, das sie für sich selbst tun. Ich denke, wenn wir mit jüngeren Schülern über Wissenschaft sprechen, müssen wir mehr zeigen, statt zu dozieren. Wir müssen ihnen zeigen, wie sie Fragen beantworten können, nicht einfach die fertige Antwort geben. Selbst wenn es nur eine Internetrecherche oder ein einfaches Experiment ist, das Wichtigste ist, dass sie die Antworten selbst finden. Zeigen wir der jüngeren Generation, dass sie diese Fähigkeit hat. Ich denke, das ist der Weg, den wir gehen müssen.

Gabrielle mit ihrem Doktorvater Dr. Schnetzer (Bild mit freundlicher Genehmigung der North Carolina State University).

Joanna: Wie kamen Sie von Ihrer Vorliebe für Meeresbiologie zur Erforschung von Plankton?

Gabrielle: Ich habe mich schon immer an offenen Fragen orientiert, besonders beim Verhalten von Organismen. Ich hatte dazu verschiedene Projekte, aber ich bin bei meiner Promotion bei Plankton gelandet, weil mich die Leidenschaft meines Doktorvaters für Plankton gepackt hat. Plankton ist ein wenig erforschtes Gebiet der Meereswissenschaft, und es gibt noch viele nicht identifizierte Arten. Tatsächlich handelt es sich bei Plankton nicht um eine einzelne Art; der Begriff bezieht sich eigentlich auf jeden Organismus, der nicht gegen die Strömung schwimmen kann – das betrifft sowohl kleinste Bakterien als auch Mondfische. Der Fokus meiner Forschung liegt auf einem winzigen Planktonvertreter, den Nanoflagellaten.

Zwei Arten von Plankton: die Larve einer Seepocke (Zooplankton Nauplius) (links) und der Kopf eines Wasserflohs (rechts). Bilder mit freundlicher Genehmigung von Gabrielle Corradino.

Joanna: Nanoflagellaten sind so klein - wie kann man sie abbilden?

Gabrielle: Normalerweise mache ich DIC-Aufnahmen (mit differentiellem Interferenzkontrast) bei 60-facher Vergrößerung. Ich kann auch Aufnahmen mit 40-facher Vergrößerung machen, aber für Messungen braucht man wirklich 60x-100x. Nanoflagellaten sind schnell und bewegen sich viel, aber wenn ich sie unter den richtigen Bedingungen erwische oder wenn sie an einem Partikel haften, lassen sie sich ziemlich einfach mit DIC abzubilden. Um zu beobachten, wie sie sich von kleinerem Plankton ernähren, würde ich auch das Fluoreszenzverfahren einsetzen, dann sehe ich, ob sie fluoreszierende Perlen aufgenommen haben. Für meine Doktorarbeit verwendete ich ein Mikroskop BX53 mit einer Kamera von Olympus.

Diatomeen (Phytoplankton) aus North Carolina. Bild mit freundlicher Genehmigung von Gabrielle Corradino.

Joanna: Gibt es ein Bild, das Sie aufgenommen haben und auf das Sie besonders stolz sind?

Gabrielle: Es gibt eines - es ist kein „tolles Bild“, aber es war ein Durchbruch für mich. Ich baute ein Experiment auf, um zu erkennen, ob der Organismus eine fluoreszierende Perle aufgenommen hatte. Als ich eine Aufnahme des Planktons hatte, das die Perle verdaute, war ich begeistert, weil ich wusste, dass mein Experiment weitergehen konnte. Die harte Arbeit hatte sich gelohnt.

Joanna: Ich weiß, dass die Vermittlung Ihrer Forschung an die Öffentlichkeit ein wichtiger Teil Ihrer Arbeit ist. Wie hat sich die veränderte öffentliche Wahrnehmung der Wissenschaft auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Gabrielle: Die öffentliche Wahrnehmung mag sich ändern, je nachdem, was die Öffentlichkeit über Wissenschaft sieht oder liest, aber wir Wissenschaftler arbeiten einfach weiter. Wissenschaft passiert einfach. Es ist unsere Aufgabe, besser mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren und unsere Geschichte zu erzählen.

Mir wurde im College nie beigebracht, wie man diese Barriere zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit abbaut, das ist etwas, das ich mir seitdem hart erarbeitet habe. Ich denke, die Universitäten müssen sich dafür einsetzen, dass Wissenschaftskommunikation auf verschiedenen Ebenen - von Studenten bis hin zu den Professoren - effektiv gelehrt wird. Für meine aktuelle Arbeit in der Meerespolitik habe ich an meinen Kommunikationsfähigkeiten gearbeitet, weil ich in der Lage sein muss, die wichtige Bildungsarbeit zu vermitteln, die innerhalb der NOAA geleistet wird.

Ich erinnere mich, dass ich während meiner schriftlichen Prüfungen an der Hochschule folgende Aufgabe erhielt: „Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Aufzug mit dem Präsidenten und haben 5 Minuten, um Ihre Forschung zu erklären. Was sagen Sie?“ Es war und ist eine schwierige Frage und eine gute Übung, als Wissenschaftler immer darüber nachzudenken, wie man durch klare Kommunikation ein breiteres Publikum erreichen kann. Das ist ein wichtiger Punkt, über den man sich Gedanken machen sollte.

Joanna: Wenn Sie in der Fördermittel-Lotterie gewinnen würden, wohin würde Sie Ihre Neugierde führen? Was wäre Ihr Traum-Forschungsprojekt?

Gabrielle: Ich würde schummeln und einen Plan A und einen Plan B machen. Zunächst würde ich als Professor an einer lokalen Universität eine langfristige ökologische Forschungsstation einrichten und den neuen Studenten beibringen, wie man Plankton regelmäßig überwacht und auf Giftstoffe untersucht. Ich würde gerne das Plankton überwachen und auch Verbindungen zwischen der Forschungsstation und einer Oberschule knüpfen. Ich möchte, dass die Schüler die Gewässer in ihrer Umgegend testen, damit sie sich für die Gewässer und dieses Überwachungsprogramm einsetzen. Ich denke, die Oberschule ist der ideale Ort, um mit der Ausbildung der nächsten Generation zu beginnen. Ich hätte damit die Möglichkeit, sie noch vor dem Studium zu erreichen, damit sie Naturwissenschaften als Hauptfach wählen und nicht nur naturwissenschaftliche Wahlfächer belegen.

Großaufnahme einer Garnele, die im Center for Marine Sciences and Technology (CMAST) in North Carolina gefangen wurde. Bild mit freundlicher Genehmigung von Gabrielle Corradino.

Dr. Corradino kaperte vor kurzem unsere Instagram-Seite! Folgen Sie ihr unbedingt unter @MarchofthePlankton auf Instagram, um mehr darüber zu erfahren, wie Gabrielle die Welt um sich herum erforscht.

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Product Manager

Dr. Joanna Hawryluk ist Product Manager für die wissenschaftliche Bildgebung bei Evident. Derzeit ist sie für unser Inkubationsüberwachungssystem für Zellkulturen, die 3D-Zellanalysesoftware, elektrophysiologische Mikroskope und Lichtscheibenmikroskope verantwortlich. Joanna Hawryluk promovierte an der Fakultät für Physiologie und Neurobiologie der University of Connecticut.

12.2.2021
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