Für Karl Gaff ist Mikroskopie eine echte Kunstform. Die Schönheit seines Bildes, das den 2. Preis gewann, liegt nicht allein in der Darstellung selbst, sondern auch in den eindrucksvollen optischen Effekten und raffinierten Kontrastverfahren, die er verwendet hat, um es aufzunehmen. Für unsere Juroren stand es außer Frage, dass es einen Image of the Year (IOTY) Award verdiente. Wir sprachen mit Karl um herauszufinden, wie ihm die Aufnahme gelungen ist.
Es sieht zwar aus wie ein schönes Gemälde, was man aber tatsächlich sieht, ist die 100fache Vergrößerung von erstarrten Dopamin-Mikrotröpfchen auf einem Glassubstrat.
„Ich habe eine kleine Menge Dopamin auf einen Objektträger gegeben und es erwärmt. Als es schmolz, zischte es, spritzte über das Substrat und bildete kleine Pfützen und winzige Tropfen. Ich nenne dieses Bild „Ice Rain“ (Eisregen).“
Man kann sehen, wie der Dopamin-Hauptkristall an der Unterseite des Rahmens entlang läuft. Er ist durch die Kontraktion beim Abkühlen gesplittert.
Das möglicherweise Erstaunlichste an diesem Bild ist, dass die Probe, aus der es aufgenommen wurde, vollständig transparent war. Woher kommen also all die kräftigen Farben?
Karl erklärte, dass er ein für differenziellen Interferenzkontrast (DIC) konfiguriertes Olympus BX51-Mikroskop verwendet hat.
„Der Dopaminfilm ist transparent, aber wenn man ihn in den DIC-Strahlengang bringt, kann man einzelne Kristallkörner und die schillernden Interferenzfarben sehen, die sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Dicke und jeweiligen Ausrichtung erzeugen. Außerdem lassen sich durch Hin- und Herbewegen des über dem Objektiv ausgerichteten Nomarski-Prismas die Farben regulieren.“
Die resultierenden orange- oder magentafarbenen Bereiche sind die dicksten, die silbernen und blauen Bereiche die dünnsten Teile der Filme. Die leuchtenden Farben werden durch eine Kombination aus optischer Interferenz und Doppelbrechung, einer Eigenschaft der Kristallstruktur, erzeugt. Damit dies möglich ist, muss die Dicke des Films ähnlich der Wellenlänge des Lichts sein.
Für Karl gehen Mikroskopie und Kunst Hand in Hand.
„Ich war wohl ungefähr acht Jahre alt, als ich mein erstes Mikroskop bekam. Im Laufe der Jahre lernte ich immer mehr dazu und hegte dabei den Traum, eines Tages ein Profi in der Mikroskopie zu werden, der wissenschaftliche und gleichzeitig schöne, künstlerische Bilder aufnimmt.“
Was hält er davon, dass er einen IOTY-Preis gewonnen hat?
„Wenn ich mich daranmache, Kristalle zu fotografieren, habe ich kein bestimmtes Ziel vor Augen. Es ist ein reiner Forschungs- und Entdeckungsprozess im Sinne eines Experiments mit verschiedenen Mischungsverhältnissen von Substanzen, Erwärmungs- und Kühltemperaturen sowie Umgebungsbedingungen. Es geht darum, herauszufinden, welche Permutationen die interessantesten und ästhetischsten Formationen ergeben. Der IOTY-Preis ist eine großartige Möglichkeit, seine Bilder einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Für mich persönlich ist es vor allem schön, für meine mikroskopischen Fähigkeiten anerkannt zu werden.“
Alle Einzelheiten zu Karls Geschichte finden Sie hier. Haben Sie ein interessantes Mikroskopiefoto, das Ihrer Meinung nach preiswürdig ist? Melden Sie sich für den IOTY 2019 an!